Kohlenstoffspeicher mit Geschichte: Verbesserte Waldbewirtschaftung in der Schweiz
Naturverbundenheit war in der Schweiz nicht immer selbstverständlich. Über Jahrhunderte wurden Wälder abgeholzt, um Brenn- und Bauholz zu gewinnen oder Ackerland zu schaffen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein Waldgesetz erlassen und Schutzwälder großzügig aufgeforstet. Heute bedecken Wälder rund 31% der Schweizer Landesfläche und erfüllen vielfältige Funktionen – als Rohstoffquelle, Erholungsgebiet und Lebensraum. Vor allem eines macht sie unverzichtbar: Wälder zählen zu den wichtigsten Kohlenstoffspeichern der Welt.
Um diesen Kohlenstoffspeicher zu erhalten und seine Kapazität sogar zu steigern, setzt dieses Projekt auf eine gezielte Bewirtschaftung von ausgesuchten Waldflächen in der Schweiz.
Durch eine Reduktion des Holzeinschlags unterhalb der gesetzlichen Vorgaben wird der Biomasse-Vorrat im Wald erhöht. Damit verbleibt jährlich mehr Kohlenstoff im Wald. Die Einnahmen aus dem Projekt werden direkt in Maßnahmen zum Waldschutz reinvestiert – dazu zählen Waldpflege, Wildschutz, Straßenerhalt, die Behebung von Waldschäden und neue Pflanzungen.

Verbesserte Waldbewirtschaftung für Klimaschutz und Artenvielfalt
Wälder verfügen über Superkräfte: sie verhindern Wüstenbildung, reinigen Wasser und Luft, speichern Kohlenstoff und sind wichtiger Lebensraum für fast 50 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten. Wälder spielen außerdem eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel. Etwa 15 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen entstehen durch Abholzung. Der Schutz von Wäldern gehört daher zu den kosteneffizientesten Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakrise.
Verbesserte Waldbewirtschaftung, (eng.: Improved Forest Management, IFM) zielt darauf ab, die Kohlenstoff-Speicherkapazität des Waldes zu erhöhen, ihn langfristig zu erhalten und Treibhausgasemissionen durch Abholzung zu reduzieren.
Dafür kommen je nach Projekt verschiedene Waldbewirtschaftungsmaßnahmen zum Einsatz:
Verlängerung der Umtriebszeit: Längere Zeiträume zwischen den Holzerntezyklen führen zu mehr Biomasse, wodurch die Bäume mehr Kohlenstoff speichern
Reduzierte Holzentnahme: Die schonende Entnahme einzelner Bäume bewahrt die Waldstruktur und fördert die natürliche Regeneration
Aufbau des Holzvorrats: Es wird weniger Holz genutzt, als nachwächst. Dadurch nimmt die Biomasse im Wald kontinuierlich zu.
Waldreservate: In Naturwaldreservaten wird auf einer festgelegten Fläche vollständig auf Holznutzung verzichtet. Dies führt zu einer signifikanten Zunahme der Biomasse und fördert eine hohe Artenvielfalt.
Vier Qualitätskriterien für Klimaschutzprojekte
Lebenszyklus eines Klimaschutzprojekts
Ein Klimaschutzprojekt hat einen definierten Lebenszyklus und durchläuft verschiedene Stationen von der Machbarkeitsprüfung bis hin zur Stilllegung der verifizierten Emissionsreduktionen.Der bzw. die Projektentwickler:in überprüft die generelle Machbarkeit des Projekts, das Projekt-Design und die Finanzierung. Anschließend wird das sogenannte Project Design Document (PDD) erstellt, das alle grundsätzlichen Informationen zum Projekt, beispielsweise das Projektziel, den Standort, wann das Projekt implementiert werden soll und die Projektlaufzeit enthält.
Im nächsten Schritt überprüfen unabhängige Auditoren das PDD und die darin enthaltenen Informationen. Dazu gehören oft auch Projektbesuche mit Interviews und Analysen vor Ort. Auditoren sind akkreditierte, neutrale Prüfer, die vom Register als Validierungs- und Verifizierungsstelle zugelassen sein müssen. TÜV Nord/Süd, S&A Carbon LLC., und SCS Global Services sind Beispiele für VVBs.
Nach der erfolgreichen Validierung kann das Projekt beim Standard, wie dem Verified Carbon Standard oder dem Gold Standard, registriert werden. Alle qualitativ hochwertigen Klimaschutzprojekte beruhen auf internationalen Standards. Sie bilden den Rahmen für das Projekt-Design, den Projektaufbau, die Berechnung der Emissionen und das Monitoring. Anerkannte Standards machen Markt und die Projekte selbst widerstandsfähig, nachvollziehbar und glaubwürdig.
Nachdem das Projekt registriert wurde, beginnt die erste Monitoring-Phase. Hier überwachen und dokumentieren die Projektentwickler die Daten der Projektaktivitäten und des Projektfortschritts. Die Dauer der Monitoring-Phase ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich, sie kann zwei Jahre umfassen, aber auch eine Dokumentation über fünf oder sieben Jahre sind möglich.
Nach Abschluss jeder Monitoring-Phase überprüft und beurteilt eine Validierungs- und Verifizierungsstelle, ob die im Monitoring-Bericht angegebenen Werte und Projektaktivitäten korrekt sind. Wie auch bei der Validierung sind Besuche im Projektgebiet oft Teil der Verifizierung.
Die in der Verifizierung überprüften Emissionsreduktionen können nach der erfolgreichen Verifizierung ex-post als verifizierte Emissionsreduktionen ausgegeben werden. Die Schritte Monitoring, Verifizierung und Ausgabe von verifizierten Emissionsreduktionen wiederholen sich in periodischen Abständen und sind als Kreislauf zu betrachten.
Wenn eine verifizierte Emissionsreduktion verwendet wird, muss sie stillgelegt werden. Dieser Vorgang wird ebenfalls in Registern gespeichert. Findet die Finanzierung eines Klimaschutzprojektes über ClimatePartner statt, sammelt ClimatePartner die verifizierten Emissionsreduktionen in einem durch den TÜV Austria geprüften System und legt sie regelmäßig still. So wird sichergestellt, dass jede verifizierte Emissionsreduktion nur einmal verwendet wird. Ein Verkauf danach ist nicht mehr möglich und eine Doppelzählung ist damit ausgeschlossen.
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